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Zeitfahrrad und Triathlonrad

Hier möchten wir dir zwei Spezialräder im Radrennsport vorstellen. Beide sind für den Kampf gegen den Wind gebaut und garantieren höchste Geschwindigkeiten auf Asphalt. Sowohl beim Zeitradfahren wie auch beim Triathlon gilt das Windschattenverbot. Die Fahrer bewegen sich also nicht im Fahrerfeld eng hintereinander, sondern kämpfen einzig und allein gegen Wind und Uhr.

Sowohl ein Triathlonrad wie auch ein Zeitfahrrad verfügt daher über eine aggressivere Rahmengeometrie und ermöglicht den Athleten eine aerodynamische Sitzhaltung. Diese Fahrradtypen sind auf optimierten Windwiderstand hin konzipiert und arbeiten mit aerodynamischen Finessen, um den Sportler quasi „unter dem Wind“ hindurchschlüpfen zu lassen. Sie sind beide für Sprintstrecken im Radrennsport bis längstens 180 Kilometer ausgelegt. Eine Strecke, die von Spitzentriathleten in rund vier Stunden absolviert wird. Noch extremer sind die „puren“ Radrennsportler. Die Etappen für das Zeitfahren auf der Tour de France sind sogar nur um die 30 Kilometer lang und werden von den Athleten in rund 30 Minuten abgestrampelt.

Insgesamt wird durch die Radgeometrie und Fahrerposition das Gewicht stärker auf das Vorderrad verlagert als bei komfortablen Langstreckenrädern. Zeit- und Triathlonfahrräder sind daher etwas anspruchsvoller in der Handhabung und haben spezielle Fahreigenschaften. 

Dieser Fahrradtyp ist daher für Wettkämpfe konzipiert und meist mit sehr hochwertigen und empfindlichen Komponenten ausgestattet. Deshalb nutzen auch ausgewiesene Rennexperten diese Spezialmaschinen nur in geringem Maße im Training für Gewöhnungs- und Koordinationstrainings. Die Zehntausenden von Trainingskilometern strampeln Athleten eher mit einem normalen Renn-Straßenrad, einem Crosser oder Mountainbike ab. 

Wir erklären euch hier die Gemeinsamkeiten aber auch die Unterschiede und vor allem, worauf man beim Fitting achten sollte.

Bergpunkte

  • Ästhetik trifft auf Geschwindigkeit mit einem Zeitfahr – bzw. Triathlonrad
  • Einsetzbar bei Wettkämpfen, Kurz- und Mittelstrecken, beim Triathlon 
  • Beim Zeitfahrrad gilt die 1:3 Regel laut UCI, was die Hersteller einschränkt
  • Ein Tritahlonrad muss nur Sicherheitsstanders erfüllen  
  • Ein Bikefitting macht aufgrund der Haltung auf einem Zeitfahrrad Sinn
  • Bevor ein Kauf getätigt wird, kann ein Aufleger für das Rennrad einen ersten Eindruck vermitteln, ob es das richtige ist

Was ist ein Triathlonrad?

Dieser Radtyp ist – wie der Name schon sagt – speziell für den Triathlon konzipiert.

Das bedeutet:

  • Straßenrad für Wettkämpfe
  • Einzel Fahrwettbewerb
  • Hochgeschwindigkeit
  • Kurz- und Mittelstrecke
  • Eine Sportdisziplin vor und eine weitere nach der Radstrecke



Im Gegensatz zu den Endurance- oder Langstreckenrädern hat ein Triathlon Bike damit ein Einsatzspektrum, das dem Einzelzeitfahren im Radrennsport ähnlich ist. Das hat Auswirkungen auf die Geometrie des Rades, seine Komponenten und sein Fitting und führt dazu, dass es einem Zeitfahrrad ähnlich sieht.

Charakteristisch und für Laien sofort erkennbar ist der aerodynamische Lenkeraufsatz, der dem Fahrer eine möglichst stromlinienförmige Position auf dem Rad erlaubt, in dem er die Unterarme noch vor dem Steuerrohr ablegen und seine Schulterpartie entspannen kann.

Das Rad verfügt meist über einen sehr steilen Sitzrohrwinkel. Triathleten positionieren sich gerne weiter vorn, um beim Krafteinsatz für die Kurbeldrehung den vorderen Oberschenkel, den Quadrizeps, für das anschließende Laufen zu schonen. Daher wird bei der vorderen Positionierung die Kurbel eher „gezogen“ als „gedrückt“. Mit dem Beinbeuger, dem „Musculus biceps femoris, wird die hebende Bewegung durch das Bein also betont. Das führt beim Triathleten zu einem optimalen runden Tritt und einer gleichmäßigen Kraftentfaltung über die gesamte Kurbeldrehung hinweg. Obligatorisch für diese Art des Fahrens sind natürlich die Klickpedale. 

Diese dann doch eher unkomfortable Sitzposition wird durch eine kürzere Kurbel und einen besonderen kurzen Sattel etwas gemildert. Eine weitere Besonderheit ist ein längerer „Reach“. Er beschreibt den Abstand zwischen dem Tretlager und dem Steuerrohr. Dieser wird länger ausgelegt. Das erlaubt insgesamt eine flachere Sitzposition des Fahrers.

Optisch sind die beiden Radtypen auf den ersten Blick kaum zu unterscheiden. Beide haben ein kurzes Steuerrohr und verbessern damit die Aerodynamik des Sportlers auf dem Rad. Ein weiterer großer Punkt ist die Systemintegration. Aus aerodynamischen Gründen verschwinden bei diesen Rädern viele Komponenten im Rahmen. Lenker und Vorbau sowie Sattelrohr weisen meist eine Stromlinienform auf. Brems- und Schaltsysteme, sowie Verpflegung finden im Inneren des Rahmens Platz. Fahrradcomputer sind bestenfalls ebenso in den Rahmen integriert. Scheibenbremsen haben sich in den Jahren sowohl bei beiden Rädern durchgesetzt.

Die Unterschiede zwischen beiden Radtypen liegen zwar im Detail, sind aber in der Summe erheblich. Ursächlich für die Unterschiede sind die Regularien der beiden maßgeblichen Radsportverbände. Das Zeitfahrrad, oder auch “Time Trial Bicycle” (TT Bike) muss sich an den Bestimmungen der Union Cycliste International (UCI) ausrichten, das Triathlonrad an denen der International Triathlon Union (ITU). In England und Wales gelten zudem bei Zeitfahrrennen die Regularien der „Cycling Time Trials“. Die UCI-Regeln bei einem TT Bike sind besonders streng. So ist bei der UCI das Verhältnis von Sattelspitze und Tretlager genau definiert. Das Sattelrohr muss auf jeden Fall hinter dem Tretlagerlot liegen. Ein TT Bike muss zudem ein Mindestgewicht von 6,8 Kilogramm haben. Ebenso muss ein von der UCI zugelassenes Rad im Handel frei verkäuflich sein. Damit will man Materialschlachten und einem Vorteil reicher Rennställe, gegenüber denen mit einem kleineren Geldbeutel vorbeugen. Das bietet auch einen Vorteil für Technikbegeisterte. Das Traumfahrrad der großen Rennställe ist also auch für Normalsterbliche in erreichbarer Nähe oder zumindest in einer homologierten Version käuflich zu erwerben.

Wichtig: bei einem Zeitfahrrad gilt laut UCI die 1:3-Regel. Das heißt, dass alle Komponenten nicht mehr als dreimal so lang wie breit sein dürfen. Das schränkt die Aerodynamik gegenüber einem Triathlonrad ein. Triathleten dürfen dagegen „mehr“, weshalb diese Sprintmaschinen extremer ausfallen.

Ein Triathlonrad darf mehr

Während die UCI es ganz genau nimmt, ist die ITU viel weniger strikt. Solange die ISO 4210:2015 erfüllt ist, die ganz grundlegenden Sicherheitsstandards für Stadt- und Trekking-, Jugend-, Berg- und Rennfahrräder vorsieht, ist „fast“ alles erlaubt. Die Aerodynamik kann also voll ausgespielt und das 1:3-Verhältnis überschritten werden. Ebenso gibt es kein Mindestgewicht. Die Möglichkeiten der Physik und der aktuelle Stand der Technik können beim Triathlonrad also – je nach Geldbeutel – voll ausgeschöpft werden. 

Damit die Sportler während des Radfahrens nicht ebenso völlig erschöpfen, wie die Finanzen des Sponsors, legt man beim Triathlonrad verstärkt Wert auf die Verpflegung mit Flüssigkeit und fester Nahrung während der Fahrt. Ein Triathlonrad bietet also in der Regel eine bessere Ausstattung für diejenigen, die nach dem Radfahren „noch etwas vorhaben“, zum Beispiel einen Marathonlauf oder noch längere Laufstrecken. Die Verpflegung muss dafür im und am Rad mitgeführt werden. Kassetten für Energieriegel, eingebaute Trinkwassertanks und Trinkflaschenhalter sind ein wichtiges Equipment für Triathleten. Die ITU macht also weniger Vorschriften. Nur ein Grundsatz gilt: Vorderrad und Hinterrad müssen gleich groß sein. 

Eine weitere Eigenart von Zeitfahrrad und Triathlonrad sind die immer wieder zu sehenden Scheibenräder. Vollflächige Diskfelgen werden bei beiden Sportarten häufig eingesetzt, sind aber (wenn überhaupt) nur hinten erlaubt. Außerhalb des Einzelzeitfahrens sind bei Rennen Scheibenräder aus Sicherheitsgründen in der Regel verboten. Die Windanfälligkeit führt bei Seitenwind zu einem schwankenden Fahrverhalten, welches in der Rennsituation andere Rennfahrer oder das Publikum gefährden könnte. Auch beim Triathlon sieht man von Veranstalterseite aus Scheibenräder eher ungern. Beim Ironman auf Hawaii sind sie gleich ganz verboten. 

Ein eher individueller Unterschied findet sich beim Gebrauch der Reifen. Zeitfahrer setzen eher auf Schlauchreifen, Triathleten eher auf Tubeless. Der Grund liegt auch hier in den verschiedenen Ansprüchen während der Rennen. Während Triathleten während des Wettkampfs kein Team um sich herum haben und sich im Fall einer Panne selbst behelfen müssen, ist bei Radprofis der nächste Mechaniker nicht weit. Tubeless Reifen lassen sich während des Rennens von Hand wechseln. Schlauchreifen sind hingegen mit der Felge verklebt. Dafür bieten sie die Möglichkeit, auch mit plattem Reifen ein Stück weit zu fahren, bis Ersatz beschafft werden kann.

Macht ein Bikefitting Sinn?

Egal ob Zeitfahrrad oder Triathlonrad – bei diesem Typ eines Rennrades macht ein Bikefitting absolut Sinn! Wenn du den hohen Preis für ein solches Rad akzeptierst und das Letzte an Aerodynamik aus dir und deinem Bike herausholen willst, ist ein Bikefitting also eher obligatorisch. Eine aerodynamische Trinkflasche macht wenig Sinn, wenn der Fahrer verkrampft sitzt und die Windschnittigkeit des Gesamtsystems aus Fahrer und Bike gefährdet. Diese Art von Rädern bilden mit dem Fahrer also eine Einheit. Kein Zentimeter und kein Gramm werden dem Zufall überlassen. Daher sind Zeitfahrräder und Triathlonfahrräder häufig auch aus individuell auf den Fahrer zugeschnittenen Komponenten gefertigt. Das betrifft nicht nur die Schaltsysteme und Bremsen, sondern auch Aerobars, Sattel und sämtliches anderes Equipment.

Tipp

Bikefitting

Ein Bikefitting ist ein Prozess und sollte auch so verstanden werden. Das heißt, es kann schon einige Termine brauchen, bis es für einen am besten passt.

Welche Vor- und Nachteile hat ein Zeitfahrrad?

Ein Zeitfahrrad ist darauf ausgerichtet, schnell zu sein und dabei die Regeln der UCI zu befolgen. Damit herrscht einerseits Gerechtigkeit und Fairness zwischen den Radrennfahrer*innen und dennoch verfügen die Sportler über hochmoderne und leistungsorientierte Rennmaschinen, die mit ihrer Aerodynamik helfen, die entscheidende Sekunde für den Sieg herauszufahren. Wie bei allen Sportgeräten, die auf ein ganz spezifisches Einsatzspektrum hin ausgerichtet sind, ergeben sich damit auch Nachteile. Ein Zeitfahrrad ist eher ungeeignet für den Einsatz als Triathlonfahrrad. Es fehlen entscheidende Komponenten, die im Triathlon notwendig sind, um gut in die weitere Laufdisziplin zu starten. 

Vorteile

  • Weniger Luftwiderstand 
  • Eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit
  • Mehr Kilometer können absolviert werden
  • Bevor es ein Zeitfahr- oder Triathlonrad werden soll, kann auch ein Aufleger für das Rennrad ein Gefühl geben, ob es für einen passt

Nachteile

  • Ein Tritathlonrad kann nicht bei UCI Wettkämpfen teilnehmen
  • Haltung auf dem Zeitfahrrad erfordert eine stabilen Rumpf 
  • Kosten für ein Zeitfahrrad
  • Zum Bremsen muss am Lenker umgegriffen werden

Fazit

Wer ein Zeitfahrrad oder ein Triathlonfahrrad kauft, der möchte seiner Rennsportkarriere das iTüpfelchen verleihen. Die perfekte Synthese aus Mensch und Maschine. Perfekt aufeinander abgestimmte Komponenten höchster Qualität ergänzt durch die Kraft der Muskeln. Seit Greg LeMond 1989 dank eines aerodynamischen Lenkeraufsatzes die Tour de France mit acht Sekunden Vorsprung gewonnen hat, sind Aerobars und tropfenförmige Trinkflaschen im ambitionierten Leistungssport essentiell geworden. Ein Zeitfahrrad und ein Triathlonrennrad unterscheiden sich auf den ersten Blick dabei kaum voneinander. Die Unterschiede liegen aber im Detail und diese machen in dieser Region des Leistungssports den entscheidenden Vor- oder Nachteil aus. 

Das Zeitfahren im normalen Radrennsport ist dabei stärker reglementiert. Wer dort fahren möchte, muss zwingend auf die Normen der UCI achten. Triathleten können hingegen auf weitere technische Finessen und Equipment zurückgreifen. Ein Triathlonrad ist dabei perfekt auf die Bedingungen in diesem Sport angepasst. Es ermöglicht eine kraftschonende Radergonomie und sorgt für ausreichende Verpflegung. Damit bekommen Triathleten sogar noch ein wenig „Rückenwind“ für die anschließende Laufdisziplin.

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