Zum Inhalt springen

Felgenbremse

Die ersten Generationen von Fahrrädern kamen ohne Bremsen aus. Ihr Antrieb funktionierte über starre Naben, die sich grundsätzlich bei Bewegung mitdrehen. Eine Vollbremsung ist durch die Arretierung der Nabe möglich. Im modernen Bike-Sport wurde dieses System wieder aufgegriffen und in den sogenannten Fixies verarbeitet. Hier wird ohne Bremsen nur mit Hilfe einer Verlangsamung oder des radikalen Stoppens der Drehbewegung die Geschwindigkeit reduziert. Wenn du nicht zu den Artisten unter den Bikern gehörst und doch lieber den Luxus von Bremsen genießt, gibt es hier einige Tipps zu Bremssystemen an modernen Fahrrädern. 

Bergpunkte

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Ut elit tellus, luctus nec ullamcorper mattis, pulvinar dapibus leo.

Zur Abbremsung eines Fahrrades gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten: Stempel-, Naben- und Felgenbremsen. Bei Stempelbremsen erfolgt der Bremsprozess über den Druck eines Bremskörpers auf den Reifen. Bei Nabenbremsen wird auf eine an der Laufradnabe befestigte Bremsscheibe Druck ausgeübt. Bei Felgenbremsen direkt auf die Laufradfelge.

In der Anfangszeit des Fahrrads von den 1870er Jahren bis zu den 1960er Jahren dominierte die Stempelbremse, die heute nur noch vereinzelt und eher nostalgisch anzutreffen ist. Seit den 1960er Jahren setzte sich massiv die Felgenbremse durch, obwohl diese Option schon seit einem Patent aus dem Jahr 1895 technisch realisierbar war. Aus dem Marktsegment MTB heraus hat sich seit Mitte der 1990er Jahre die Scheibenbremse etabliert, die sich aktuell auch im Bereich der Rennräder und E-Bikes einen Marktanteil erkämpft hat. Bis auf weiteres wird die Felgenbremse jedoch das dominierende Bremssystem bleiben. Grund genug, sich intensiv mit ihr auseinanderzusetzen.

Innerhalb dieses Ratgebers erwartet dich ein Überblick über alle gängigen Systeme sowie deren Wartung und Reparatur. Du wirst Argumente für und gegen die Felgenbremse finden, anhand derer du deine Systementscheidung treffen kannst. Außerdem erwartet dich eine Diskussion der Vor- und Nachteile der mechanischen und hydraulischen Variante der Felgenbremse. Sie ist kein Auslaufmodell, sondern hat ihre Existenzberechtigung und wird weiterhin eine Top-Option bleiben.

Typen von Felgenbremsen

Felgenbremsen funktionieren indem sogenannte Bremsklötze auf die Laufradfelge gedrückt werden. Die entstehende Reibung bremst die Felge ab, wobei Reibungswärme entsteht. Im Gegenzug gibt es durch die Druckeinwirkung Abnutzungserscheinungen an der Felge. Bei einer langen und intensiven Nutzung kann dies bis zu Rissen und Brüchen im Felgenmaterial führen. Es gibt grundsätzlich zwei Lösungsoptionen: Zangenbremsen und Bremsen mit zwei getrennten Bremsarmen, die nach ihrer englischen Bezeichnung Cantilever-Bremsen genannt werden. 

Bei Zangenbremsen sind beide Bremsarme in einer Einheit verbaut, die durch ein oder zwei Gelenke beweglich ist. Zangenbremsen gibt es in zwei Varianten, die durch die Position des Bremszugs gekennzeichnet sind: als Mittelzug- und als Seitenzugbremse. Die heute übliche Version ist die Seitenzugbremse, die vor allem im Segment der Rennräder zur Anwendung kommt. Die Zugeinheit ist hier mit zwei Gelenken ausgestattet (Dual Pivot). Die Mittelzugbremse bei der die Bremsarme durch einen Bremszug, der in der Mitte montiert ist, bewegt werden, wird nur noch selten verbaut. Die Mittelzugbremse weist nur ein Gelenk auf.

Im Gegensatz hierzu sind bei Cantilever-Bremsen die Bremsarme getrennt. Die Bremsarme werden durch den Bremszug verbunden. Es gibt verschiedene Bauarten von Cantilever-Bremsen, die sich durch den Hebelpunkt unterscheiden. Er kann oberhalb oder unterhalb der Felge liegen. Vor allem im Bereich der Cyclocrossräder und Gravel-Bikes findet die Variante des tiefliegenden Hebelpunktes Anwendung, während der höher liegende Hebelpunkt vor allem bei MTB´s verbreitet ist. Der große Vorteil von Cantilever-Bremsen gegenüber Zangenbremsen ist der größere Abstand der Bremsarme zur Felge. Damit ist es möglich zum Beispiel breitere oder profiliertere Reifen zu fahren. Die sogenannten V-Brakes sind eine Sonderform der Cantilever-Bremsen. Der japanische Komponentenhersteller Shimano hat mit den V-Brakes einen Markennamen etabliert, der den Markt der Cantilever-Bremsen in der Zwischenzeit dominiert. Vor allem im Bereich der Alltagsräder und Trekking-Bikes haben sich die V-Brakes nahezu alternativlos durchgesetzt.

Auf das Felgenmaterial kommt es an!

Der direkte Kontakt zur Felge wird durch die Bremsklötze hergestellt, die auf den Bremsarmen montiert sind. Sie entscheiden neben der Zugeinstellung über das Bremsverhalten und die Bremskraft. Es handelt sich hier um spezielle Gummimischungen, die auf bestimmte Einsatzbereiche hin entwickelt wurden. Die erste und wichtigste Frage bei der Auswahl der Bremsklötze ist die nach dem Felgenmaterial. 

Derzeit sind Felgen aus Stahl, Aluminium und Carbon im Handel. Das Material unterscheidet sich durch Härte, Empfindlichkeit und Gewicht. Die Stahlfelge ist am schwersten aber auch widerstandfähigsten. Die Aluminiumfelge ist heute die verbreitetste Variante, weil sie Leichtbau und Robustheit vereint. Für beide Materialien gibt es spezielle Gummimischungen für die Bremsschuhe. Carbonfelgen weisen das geringste Gewicht und die besten Luftwiderstandwerte auf, sind also am schnellsten, aber auch am empfindlichsten. Carbon würde einen hohen Druck einer Gummimischung nicht tolerieren. Um Risse zu verhindern werden Carbonfelgen mit speziellen Korkschuhen gebremst.

Für die einzelnen Materialien gibt es Spezialmischungen, die sich je nach Einsatzgebiet, das heißt vor allem nach den Witterungsbedingungen richten, bei denen gefahren wird. Ein Problem der Bremsen ist das verzögerte Bremsverhalten bei Nässe. Aufgrund von technischen Weiterentwicklungen muss es heute bei Nässe und Eis keine kritischen Situationen mehr geben. Und das letzte, woran du sparen solltest ist die Qualität deiner Bremsschuhe, denn deine Sicherheit liegt bei diesen kleinen Gummiklötzen. Wer nicht jedes Mal nach dem Wetterbericht seine Bremsklötze aus- und umbauen möchte, ist gut beraten entweder eine Universalmischung zu verwenden, oder einen Bremsschuh mit unterschiedlichen Zonen.

Bremszug/Bowdenzug oder Hydraulikbremse?

Mit der Hydraulikbremse wurde eine Technologie aus dem Automobil- und Motorradbau in den Radbereich integriert. Der Unterschied zwischen einer mechanischen und einer hydraulischen Bremse liegt allein in der Art der Druckübertragung.

Der Fahrer betätigt den Bremshebel und übt dabei Druck aus, der auf den Bremsmechanismus übertragen wird. Bei mechanischen Bremsen geschieht dies über einen sogenannten Bowdenzug. Der Draht wird durch das Ziehen verkürzt, wodurch die Bremsen angezogen werden.

Bei einer Hydraulikbremse entfällt der Draht und wird durch eine Bremsflüssigkeit ersetzt. Hierdurch wird ein schnelleres Einsetzen der Bremswirkung erzielt. Durch die Bremsflüssigkeit wird der Bremsdruck verlustfrei in Bremswirkung übersetzt. Ein weiterer Vorteil ist die Dosierbarkeit der Bremsleistung. Der Verschleiß der Bremsflüssigkeit ist geringer als bei einem herkömmlichen Bowdenzug. Allerdings sollte die Bremsleitung regelmäßig auf den Flüssigkeitsdruck hin untersucht und gegebenenfalls Bremsflüssigkeit ausgetauscht werden.

Diese Vorteile werden durch die deutlich höheren Kosten für Anschaffung und Wartung aufgewogen. Zur Entlüftung und Befüllung der Bremsleitung musst du über die entsprechenden Spezialinstrumente verfügen. Der Einbau beziehungsweise der Umstieg auf eine Hydraulikbremse setzt solides technisches Wissen voraus und ist deutlich anspruchsvoller als bei mechanischen Bremsen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Reparatur und Wartung

Die Bremsen verfügen im Prinzip über drei Bauelemente: Der Bremsgriff, die mechanische oder hydraulische Kraftübertragung und die Bremsarme mit den Bremsschuhen. Sowohl der Bowdenzug als auch die Bremsflüssigkeit sind in ihrer Wirkung von einer intakten Schalthülle abhängig. 

Sollte die Hülle beschädigt sein, kann dies zu einem Bruch des Drahtzuges oder zu einem Entweichen der Bremsflüssigkeit führen, beides mit fatalen Folgen des plötzlichen Bremsversagens. Bei Beschädigungen, ist die Hülle sofort zu ersetzen. Bei der Montage der Hülle solltest du die Hülle einfetten, damit die mechanische Beanspruchung des Bowdenzugs minimiert wird.

Der Bowdenzug beziehungsweise die Bremsflüssigkeit müssen ebenfalls intakt sein. Eine regelmäßige Überprüfung der Bowdenzugspannung ist ebenfalls unerlässlich. Nur bei der korrekten Drahtspannung ist die Bremswirkung optimal. Bei der Montage des Drahtzuges musst du unbedingt auf eine saubere Kürzung des Drahtes und auf die Montage einer Endhülle achten, da sonst der Draht reißen kann. Bei Zangenbremsen, ist auf die volle Funktion der Gelenke zu achten und eine regelmäßige Behandlung mit Spezialfett ist ratsam.

Die Rückführmechanismen der Bremsarme müssen möglichst reibungslos funktionieren. Bei Cantilever-Bremsen wird dies meist durch einen gespannten Draht oder eine Feder erreicht. Sollten die Bremsarme nicht wieder korrekt in die Ausgangsposition zurückkehren, solltest du die Spannung des Drahts beziehungsweise der Feder anpassen.

Der direkte Kontakt zwischen Bremse und Felge findet über die Bremsbeläge statt. Diese solltest du regelmäßig auf ihren Zustand hin überprüfen. Sollten Metallsplitter der Felge oder Fremdkörper in die Gummimischung eingedrungen sein, müssen diese sofort entfernt werden, um die Bremswirkung und die Felge zu erhalten. Von Vorteil sind Bremsschuhe mit austauschbaren Bremsgummis, die mit Hilfe eines kleinen Metallbozens fixiert werden. Bei der Montage ist darauf zu achten, dass die Bremsbeläge parallel zur Felge stehen und beide Beläge den gleichen Abstand zu Felge aufweisen. Nur so ist eine optimale Bremsleistung gewährleistet.

Da jeder Bremsvorgang einen Verschleiß der Felge nach sich zieht, sollte der Felgenzustand ebenfalls ständig kontrolliert werden. Bei Aluminiumfelgen hilft dabei eine Bremsrille in der Bremsflanke. Sieh dir eine neue Felge an und fahre mit einem Finger darüber, dann wirst du die Rille in der Mitte bemerken. Ist diese Rille nicht mehr zu spüren solltest du sofort die Felge ersetzen.

Vor- und Nachteile von Felgenbremsen

Vorteile

Für die Anschaffung und Montage einer Felgenbremse spricht der günstige Anschaffungspreis. Allerdings sollte bei den Bauteilen auf Qualität geachtet werden. Ein qualitativ hochwertiger Bremsgummi zum Beispiel erhöht die Bremswirkung und die Sicherheit enorm. Sie ist unkompliziert in der Montage und Wartung. Ein entsprechender Sechskantschlüssel und gegebenenfalls ein einfacher Schraubenzieher zum Einstellen der Stellschraube genügen auch für den Austausch der Bremsschuhe beziehungsweise der Bremsgummis. Sie sind erprobt und genügen hohen technischen Standards. Bei trockenem Wetter besitzen sie eine hervorragende und gut dosierbare Bremsleistung. Gerade auch bei einer Panne, bei der zum Beispiel der Schlauch gewechselt werden muss, ist sie nach dem Öffnen (bei Zangenbremsen) oder dem Aushängen des Bowdenzugs bei Cantilever-Bremsen, ohne Probleme und Zeitverzögerung wieder funktionsfähig, während bei Scheibenbremsen häufig ein zeitaufwendiges Nachjustieren notwendig wird. Hydraulikbremsen sind deutlich teurer, aber noch wartungsärmer.

Nachteile

Bei der Benutzung musst du dir bewusst sein, dass jeder Bremsvorgang zu einer Abnutzung der Bremsgummis und der Felge führt. Du solltest die Bremsen regelmäßig auf Zug und Abnutzung kontrollieren. Häufig wird als Nachteil der Bremsen ihr verzögertes Bremsverhalten bei Nässe und winterlichen Straßenverhältnissen aufgeführt. Dieses Argument gilt allerdings für die aktuell verwendeten High-Tech-Gummimischungen nicht mehr. Hier lohnt sich eine Investition auf jeden Fall.

Fazit

Felgenbremsen sind die mit Abstand am weitesten verbreiteten Fahrradbremsen. Sie sind kostengünstig und einfach in der Handhabung. Bei gleichem Budget sind sie technisch allen Alternativen deutlich überlegen. Auch die Ersatzteile sind leicht zu bekommen und preiswert.

Das notwendige Werkzeug zur Wartung und Reparatur beschränkt sich auf einen einfachen Sechskantschlüssel, der ohnehin bei keiner längeren Ausfahrt fehlen sollte. Auch wenn die Profis bei der Tour de France inzwischen mit Scheibenbremsen fahren, ist ihr Einsatz im Sport und beim Alltagsgebrauch absolut empfehlenswert.

Weitere Themen

Felgenbremse

Die ersten Generationen von Fahrrädern kamen ohne Bremsen aus. Ihr Antrieb funktionierte über starre Naben, die sich grundsätzlich bei Bewegung mitdrehen. Eine Vollbremsung ist durch die Arretierung der Nabe möglich.

Weiterlesen »

Fahrradkette

Das Fahrrad wird als Verkehrsmittel immer attraktiver. Viele schätzen die umweltfreundliche Fortbewegung und die gesundheitlichen Vorteile der Bikes. Aber es handelt sich eben um ein technisches Gerät, das seine Tücken

Weiterlesen »